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Bali, Fluch und Seegen zugleich.

Bali, das klingt nach Paradies und einem entspanntem Leben in mitten der Reisfelder Indonesiens. Diese kleine Insel zieht Touristen an wie sonst nur Mallorca oder Thailands Süden. Viele digitale Nomaden hat es hier her verschlagen und Instagram quillt gerade zu über vor idyllischen Bildern mit hübschen Bikini-Influencern in wunderschönen Infinity-Pools. Doch wie sieht die Realität aus und was bedeutet eine Reise nach Bali für dich und für die Menschen die dort leben.

Bali - Fluch und Seegen

Der schöne Schein Balis

Bali ist ein übertrieben gehyptes Ziel vieler Reiseblogger, die dafür sorgen, dass noch mehr ihrer Sorte dort eintreffen. Einige bleiben nur wenige Tage, andere bauen sich ihr zweites Leben dort auf, um von da aus ortsunabhängig zu arbeiten. Dies würde auch an anderen Orten dieser Welt gehen aber dennoch zieht es immer mehr Entrepreneurs auf dieses kleine Eiland.

Die oft gesehenen Fotos auf Instagram und Co. sind meist bezahlte Kooperationen von Hotelketten, die sich die größten Influencer für ein paar Tage in ihre Anlage holen, um dort die Bali-Romantik fotografieren zu lassen. Grüner Dschungelhintergrund, blauer Infinity-Pool, eine braungebrannte Blondine im gelben Bikini, die gerade zufällig ihr Frühstück am Pool einnimmt, welches NATÜRLICH im Pool auf einem Tablett schwimmt und so üppig ist, das man davon 4 Familien ein Jahr durchbringen könnte – wer kennt es nicht.

Diese Hotels sind natürlich alle im gehobenen Preisgefüge (200 bis 500 Euro pro Nacht) und gehören nicht selten amerikanischen oder europäischen Investoren. Die kleinen Familien-Hotels und Gasthäuser der Einheimischen hingegen wirst du nur selten auf Instagram finden, da diese mit der finanzstarken Konkurrenz kaum mithalten können. Zum Vergleich: 2015 gab es bereits 130.000 Hotelzimmer auf Bali, während es 1987 gerade einmal 5.000 waren.

Bali ist der Ballermann Australiens

Bali hat 4,2 Millionen Einwohner was ungefähr 750 Personen pro km² entspricht – in Deutschland leben ca. 230 Menschen auf einem km².
2016 reisten 4,4 Millionen Touristen nach Bali, also fast so viele wie Einwohner dort leben. Diese verteilen sich zwar auf kleine Flächen, sorgen aber für große Probleme.

Die Strände sind dementsprechend voll, die Müllberge groß und die Straßen mit Abgasen gefüllt. Alles was auf Bali benötigt wird, muss von anderen Inseln hier her geschafft werden. Und die Insel verkommt zu einer Instagram-Parodie von sich selbst. Orte wie Kuta oder Canggu sind heute bekannt als der australische Ballermann. Bar neben Bar und überall läuft englischer Fußball oder australisches Rugby. Kein Abend ohne schrägem Karaoke-Gegröhle aus irgendeiner Spelunke. Auf dem Weg zum Strand wird man 100 mal gefragt, ob man nicht ein Taxi oder ein T-Shirt kaufen möchte. Am Strand selbst werden einem dann Surfstunden oder selbst geschnitzte Waffen aus Holz angeboten – im Abstand von 10 Minuten. Verständlich, denn du bist Tourist, du hast Geld und die Leute hier leben davon. Man sieht dich als „Walking ATM“ (laufenden Geldautomaten) und man erlebt allerhand kreativer Maschen und Methoden dir dieses Geld abzuluchsen.

Auch das einst so beschauliche Ubud im Norden der Insel erstickt in Abgasen der unzähligen Motorroller. Nach dem Film „Eat, Pray, Love“ mit Julia Roberts zog es Heerscharen hier her auf der Suche nach Ruhe und Entspannung bei wohltuender Jogamusik. Diese Orte findet man auch heute noch auf Bali, doch es werden immer weniger.

Überteuerte vegane Smoothie-Tofu-Burger-Restaurants haben die Straßen erobert und sorgen dafür das die Social-Media-Kanäle weiterhin mit Foodporn gefüttert werden. Der Kunstmarkt besteht aus Massenanfertigungen, an denen man sich schnell satt gesehen hat. Und gefühlt jeder Einwohner Ubuds ist ein Maler oder Holzhandwerker – oder eben Taxifahrer. Welche übrigens sehr vehement gegen die Konkurrenz von UBER und GRAB vorgehen – es gibt hier selbst errichtete Sperrgebiete in und um Ubud und sollte sich ein GRAB-Fahrer hier aufhalten, wird dieser sogar verprügelt.

Plastik – not fantastic

Das größte Problem für die Einheimischen ist dabei der Plastikmüll. Es gibt keine richtige Müllwirtschaft. Wir haben selbst beobachtet wie Müll im Strand vergraben wurde nur, um am nächsten Tag wieder ausgewaschen im Meer zu landen. Beim Schwimmen waren wir umringt von Joghurtbechern und Strohhalmen.

Wie in Asien üblich bekommt man für jedes noch so kleine Stück Reis eine extra Tüte und in jedes Getränk wird einem ein Strohhalm gesteckt. Dieser Müll landet dann meist im Meer. Falls du nach Bali reist, solltest du versuchen deinen Beitrag dazu zu leisten dieses Problem zumindest nicht noch schlimmer zu machen. Dieses Verhalten solltest du dir natürlich aneignen und überall nach diesem Grundsatz handeln.

Verzichte auf alles was Plastik ist und lehne Tüten und Strohhalme stets ab. Als Touristen und Reisende haben wir einen großen Einfluss auf das, was an einem Ort geschieht. Haifischflossen-Suppe wäre sicher nicht so oft zu finden, wenn sie nicht so häufig nachgefragt würde. Die Einheimischen sind meist hilflos und machen weiter wie bisher, da sie keine Alternative kennen oder schlichtweg mit der Situation überfordert sind – schließlich geht es jeden Tag um ihre Existenz und sie haben nicht die Möglichkeiten einfach mal was anderes auszuprobieren. Hier sind Touristen gefragt – und so wurde z. B. der Bambusstrohhalm von den hier lebenden Expats erfunden. Ein anderer wollte eine ähnliche Idee voranbringen und erfand den Glasstrohhalm – welche natürlich völlig idiotisch waren, da diese noch gefährlicher waren als die Plastik-Dinger.

Bali hat wunderschöne Seiten

Bei all den negativen Punkten darf man natürlich auch die Schönheit Balis nicht verschweigen. Ja, der Kunstmarkt ist kitschig und kommt aus der Massenfertigung. Die Tempel hingegen sind echt und die Bewohner der abgelegenen Orte sind überaus freundlich und hilfsbereit. Prachtvolle Architektur findet man buchstäblich an jeder Ecke. Jedes Haus ist ein Tempel, sagte uns einer der Bewohner und er hatte recht. Die Tempel sind wirklich überall zu finden und Balinesen machen zweimal täglich ihre Opfergaben für Götter und Dämonen.

Die Tanz- und Feuershows wie der Kecak-Dance, egal ob nun für Touristen erfunden oder nicht versprühen eine Magie, die ihres gleichen sucht. Fremde Instrumente und wundervoll verzierte Masken und Kostüme lassen dich die berühmten Bali-Vibes spüren.

Wir waren auch beim berühmten Ogo-Ogo Festival in Ubud dabei und konnten beobachten wie sehr sich die Einheimischen hier ins zeug legen, um eine grandiose Veranstaltung für sich selbst zu organisieren. Gigantische Monster aus Pappmaschee werden in mühevolle Handarbeit angefertigt und müssen dann in einem spektakulären Tanz gegeneinander antreten. Einen Tag darauf wird der Silent-Day zelebriert. An diesem Tag gibt es weder Strom noch offenes Feuer und niemand darf das Haus verlassen. Dies soll dafür sorgen, dass die bösen Geister aus der Stadt entkommen können, ohne dabei auf Menschen zu treffen.

Auch die Natur ist atemberauebnd schön. Der Mount Agun ist ein aktiver Vulkan im Norden der Insel und viele Opfergaben gebühren ihm, um ihn zu besänftigen. Es gibt viele Wasserfälle und auch kulinarisch wird hier einiges aufgetischt. Die Reisterassen sind besonders am frühen Morgen ein atemberaubender Anblick und wenn du Glück hast, kannst du den Bauern bei der Arbeit zusehen oder sogar etwas Hand anlegen. Bali ist wunderschön und ist sicher auch eine Reise wert, wenn man die richtigen Orte für sich findet und die überfüllten Ecken meidet.

Sei verantwortungsvoll

Wir wollen dir mit diesem Beitrag nicht die Reise nach Bali verbieten oder mies machen, wir möchten dich nur darauf hinweisen was dich erwartet und was du vielleicht tun kannst, um deinen Aufenthalt hier etwas erträglicher für alle zu gestalten. Versuche deinen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten und denk über die Konsequenzen deiner Reise und deines Handelns nach.

Wir wünschen dir viel Spaß auf Bali
Santa und Daniel

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