Eigentlich sind wir nicht die Freunde von geführten Ausflügen, aber manchmal muss man über seinen Schatten springen und Dinge tun, die einem eigentlich nicht liegen. Wir haben uns in einem der lokalen Geschäfte alle Möglichkeiten angeschaut und letztendlich bei einer Tour zugeschlagen, die alles im Schnelldurchgang abhakt. Elefanten, Tiger-Cave-Temple, Blaue Lagune und Heiße Quellen standen auf dem Programm. Alles Dinge die eigentlich nicht weit voneinander entfernt lagen, aber da wir kein Mietwagen hatten waren wir nicht so mobil, wie wir es gerne gewesen wären.
Der frühe Vogel fängt die Wurst.
Morgens um 6 ging es los. Wir werden mit einem Minibus abgeholt und zu 6 anderen gequetscht die noch früher aufstehen mussten. Ein frischverheiratetes Paar aus Singapur und eine französische Familie sind also heute unsere Mitgefangenen. Ich sag es gleich vorweg, hätte ich gewusst in welcher Reihenfolge die Tour gemacht wird, ich wäre lieber am Pool geblieben. Verrückte Logik des thailändischen Buslenkers war es nämlich, zuerst zu den entspannten Zielen zu fahren, und danach zum schlimmen Teil ohne jegliche Aussicht auf Erholung danach. Aber dazu später.
Wir werden also an einen Ort gebracht, an dem man uns heiße Quellen und ein tolles Bad verspricht. Stimmt auch, die Hot Spring Waterfalls, sind nicht nur Hot, nein die sind so Hot, dass man sich sofort wie eine gekochte Kartoffel fühlt, und dass noch bevor man überhaupt rein gegangen ist. Das Wasser kommt direkt aus dem Erdinneren und ist dementsprechend aufgeheizt. Da nicht nur unsere Gruppe diese Tour gebucht hatte, war es dementsprechend voll am Pool. Alle kamen gleichzeitig, und gingen auch wieder gleichzeitig. Die Thais, die natürlich wissen wann die doofen Touristen angekarrt werden, haben brav 10 Minuten gewartet sind erst erschienen als wir auf dem Rückweg waren. Clever. Der Pool selbst ist in mehrere Sektionen unterteilt in denen es nach und nach immer kühler wird. Am Schluss springt man in den vorbeiziehenden Fluss, der dann übrigens wieder sehr kalt ist. Hier baumelte auch ein Seil und lud dazu ein daran herumzuhängen und vom Ufer aus ins Wasser zu springen. Dummerweise liegt genau unter dem Seil im Fluss ein hoher Stein, an dem nicht nur ich meine Knie angeschlagen habe, sondern so ziemlich jeder der das Seil auch nur angefasst hat.
Keine Zeit zum jammern und Wunden lecken.
Unser Aufseher möchte das wir weiter fahren, und kündigt dies mit einer Trillerpfeife an. Dezent aber effektiv. Wir werden zu einem weiteren Wasserloch gefahren, und erholen uns ein bisschen im klaren Quellwasser. In der Nähe ist die Blaue Lagune, die wir gern sehen wollen. Wir machen uns also auf den Weg und laufen barfuß durch den Dschungel. Sofort schießen mir alte Folgen von Bear Grills durch den Kopf und ich schaue nach Essbarem. Außer einem Schmetterling, der wohl wenig nahrhaft sein dürfte, finde ich nichts. Wir kommen an einem Holzsteg an und sehen eine Pfütze die blau leuchtet. Das muss sie wohl sein, die blaue Lagune. Baden möchte man hier sicher nicht, denn überall liegen abgestorbene Bäume im Wasser und eventuell auch der ein oder andere Proteinlieferant dazwischen.Wir wackeln wieder zurück und kaum sind wir da, geht es auch schon wieder weiter. Jaja, die Zeit ist der Feind eines jeden Busfahrers. Da wir scheinbar einige Minuten hinter unserem Zeitplan liegen, gibt der Lenker unserer silber angemalten Gefängniszelle nun richtig Gas. Ein Fuchs, so könnte es eventuell doch noch mit dem pünktlichen Feierabendbier klappen. Doch da hat er die Rechnung ohne die Insassen gemacht, die sich bitter an ihm rächen werden.
Die Hölle hat 1237 Stufen – mal mehr mal weniger: Tiger-Cave-Temple
Unser nächstes Ziel ist der Tiger-Cave-Temple. Ich höre Tiger und Höhle und denke mir, aha das klingt spannend. Es stellt sich heraus, dass wir hier zwar vor einem Tempel mit einem Tiger und einer Höhle stehen, diese uns aber eigentlich nicht interessieren soll. Unser Guide zeigt auf die Bergspitze und sagt uns, dass dies unser eigentliches Ziel sei, und wir 1237 Stufen vor uns haben, die kein Kinderspiel sind. 80% unserer Reisegruppe resigniert und beschließt gemeinsam im Bus auf zwei todesmutige Spinner zu warten, die es bei 37 Grad in der Sonne wirklich wagen wollen, diesen Irrsinn durch zu ziehen. Santa und ich sind diese zwei – koste es was es wolle – wir werden diesen Berg erklimmen und dem Busfahrer zeigen, das der Feierabend lang, ja sehr lang warten kann. Doch halt, eine kleine Hürde hat der pfiffige kleine Kerl noch für uns eingewoben in die Aufgabe. „Me waits only one houaaa“ – ausgebufftes Schlitzohr. Er will es wirklich wissen, dachte ich noch so bei mir und war schon 30 Stufen weiter oben. Kinderspiel.
Wir geben unser bestes und erklimmen die ersten 200 Stufen relativ mühelos, Doch dann werden die Stufen immer Steiler, und das ist kein Scherz. Die Stufen werden auf einmal doppelt oder dreimal so hoch wie am Anfang, Man muss fast rauf klettern um diese noch zu nehmen. Daneben liegen alte Treppenteile, die nicht mehr sicher sind und gesperrt wurden. Provisorisch wurden Umleitungen gebaut, die aber auch nicht gerade das TÜV-Siegel verdient hätten. Vorbei an vielen kleinen Pagoden und Aussichtspunkten haben wir es nach 30 Minuten geschafft oben anzukommen. Wir genießen die Aussicht, welche wirklich atemberaubend ist, und schießen unsere Fotos. Dabei beneiden wir die anderen Besucher hier oben, die ohne Guide her gefahren sind und sich alle Zeit der Welt nehmen können hier oben zu relaxen. Unser Schicksal heißt allerdings – Abstieg – und klar, man mag denken, geht ja nun runter, also halb so schlimm, weit gefehlt. Der Abstieg ist um einiges schlimmer, da es steil runter geht, man ständig in den Abgrund schaut, und man den Aufstieg von vorhin nun deutlich in den Muskeln spürt. Übrigens – 60-jährige Mönche steigen hier zweimal täglich rauf, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Unten werden wir von unserem gut gelaunten Tour-Troll mit hektischen Zeigefinger-Bewegungen auf seine Uhr empfangen. Während wir also den Tempel bestiegen sind, hat er sich eine neue Uhr im 7-eleven um die Ecke gekauft oder was will er mir sagen? Jedenfalls fängt er wieder an zu rasen als gäbe es kein Morgen mehr, was wohl auch stimmt, wenn er noch weiter aufs Pedal eintritt.
Hoi, HOI, Hoy
Nächster Halt, Elefanten reiten. Hier sollen wir also das erste mal mit Elefanten in Kontakt kommen. Wir werden Paarweise auf eine Leiter geschickt, und ich komme mir vor wie kurz vorm Einstieg in die Achterbahn. Die grauen Riesen kommen einer nach dem anderen zu uns und wir sind die ersten, die auf einen der wackeligen Gefährten dirigiert werden. Wir werden einmal in den Wald und zurück geführt, und der Elefanten-Guide lächelt ahnungslos, als ich ihm Fragen stelle. Alles was wir von ihm hören ist HOI, HOI, HOY, Hoi, HEu, heu – Befehle, mit denen er den Elefanten in die vermeintlich richtige Richtung bugsieren will. Er interessiert sich für meine Kamera und springt von seinem Elefanten ab um Bilder mit der Kamera von uns zu machen. Dabei signalisiert er mir, dass ich mich vorne auf den Kopf des Dickhäuters legen soll und meine Arme ausstrecken soll. Ich fühle mich peinlich berührt und erspare euch diese Bilder. Natürlich möchte er für diese fotografische Meisterleistung entlohnt werden und führt dann noch einen Freudentanz auf, als diese Masche geklappt hat. Wieder einen Touri glücklich gemacht.
Wir beenden unsere Tour mit einer weiteren Wahnsinns-Fahrt Richtung Hotel und fallen völlig fertig in unseren Pool.