In unserer sechsjährigen Beziehung haben wir es leider noch nie in Daniels Heimatort Leipzig geschafft. Nachdem wir alles gekündigt, unsere Wohnung aufgegeben und nun quasi unsere Freiheit gewonnen hatten, war der Zeitpunkt gekommen endlich auch mal Sachsen anzuschauen und nachzuholen was wir bisher nicht geschafft haben.
Also sind wir zu Daniels Bruder nach Leipzig, um mit ihm nach Rathen in die sächsische Schweiz zu fahren. Die Beiden waren vor 10 Jahren schon einmal hier oben auf der Bastei – und so war es wie eine Art Jubiläums-Besuch. Sie erzählten immer wieder von einem alten Mann der vor 60 Jahren als Kind das letzte Mal hier war und seinen Enkeln nun erzählte an was er sich erinnerte. Mir kamen die zwei Jungs genau wie der besagte Mann vor.
Warum heißt es eigentlich Sächsische Schweiz?
Ein in der Schweiz geborener Maler kam oft hier rauf und fühlte sich an seine Heimat erinnert. Der Name scheint sich durch ihn verbreitet zu haben. Andere nennen es auch das Elbsandstein-Gebirge, was weniger romantisch als faktisch klingt.
Die sächsische Schweiz gilt als eine der schönsten Regionen Deutschlands und ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Falls ihr noch nicht hier wart, wird es aber höchste Zeit, denn selbst in den letzten 10 Jahren hat sich hier einiges zum negativen entwickelt.
Aussichtspunkte mussten gesperrt werde, weil diese zu unsicher wurden – Felsen sind abgebrochen, da es sich eben um Sandstein handelt und dieser recht leicht ausgewaschen wird. Also macht euch auf den Weg und schaut euch dieses tolle Gebiet schnell an solange es noch geht.
Anreise nach Rathen
per S-Bahn: von Dresden Hauptbahnhof mit der S1 nach Rathen
mit dem Schiff: Mit einem Schiff der traditionellen „Weißen Flotte“ der Sächsischen Dampfschifffahrt ab dem Dresdner Terrassenufer vorbei an historischen Baudenkmälern und einer malerischen Landschaft bis Rathen.
oder mit dem PKW: direkt Richtung Rathen fahren gebt als Ziel die Basteistraße, 01847 Lohmen in euer Navi ein. Es gibt zwar einen anderen Weg, der führt euch aber aufs andere Elbufer und ihr müsst dann noch mit der Fähre übersetzen. Wie das aussieht zeigen wir euch später.
Nichts für schwache Nerven aber unglaublich schön
Ich hatte so etwas in Deutschland das erste Mal gesehen. Die mächtigen Klippen lassen dich so klein fühlen und mit Höhenangst bist du hier völlig falsch. Ich selbst bin hier an meine Grenzen gegangen und fühlte mich manchmal unwohl. Kein Wunder, geht es hier teilweise 300 Meter steil in die Tiefe – festhalten und nicht nach unten schauen. Wenn man länger an einem Ort steht und den diesen auf sich wirken lässt, kann einem schon ganz anders werden. Aber dennoch ist die Gegend so faszinierend das ich mich leicht überwunden habe.
Erinnerungen die Jahre überstehen
Vom oberen Teil der Bastei sind wir die Treppen nach unten Richtung Elbe gelaufen, wo Daniel und sein Bruder plötzlich an einer kleinen Höhle stehen blieben. Hier haben sie sich vor 10 Jahren vor einem starken Gewitter in Sicherheit gebracht und bis zum Sonnenuntergang ausgehalten.
Das muss schon ein komisches Gefühl gewesen sein hier allein im Wald auf diesen Felsen zu stehen, während es rundherum blitzt, donnert und wie aus Eimern schüttet. Diese Momente vergisst man sein ganzes Leben lang nicht. Aber dennoch gut, dass ich damals nicht dabei war. Auf solche Momente kann ich verzichten.
Ein Spaziergang wie durch einen Märchenwald
Wir laufen durch die Wälder hier und hören auf einmal einen Gesang wie aus längst vergangenen Tagen, eine Art Minnesänger, der hier am Weg steht und die schönsten Lieder wie ein Vogel trällert. Ich fühle mich wie bei Hänsel und Gretel – der Wald, die Berge – eigentlich fehlte nur noch die Hütte und die dazu passende Hexe.
Unten konnte man Tretboote mieten. Kurz haben wir auch überlegt, aber dann dachten wir, dass wir lieber selbst laufen und haben später darüber gelacht wie „weit“ man mit dem Boot hätte fahren können. Es sah so aus, als würde man Stundenlang um die Felsen schippern – aber es ging nur einmal um die Ecke und schon war Schluss.
Felsenbühne und Klettertouren
So eine kleine Wanderung macht hungrig, also haben wir uns an der Elbe etwas zu essen gesucht und uns das bunte Treiben der Touristengruppen angeschaut. Wie gesagt, kommt ihr auf der anderen Seite des Ufers an, müsst ihr mit der Fähre übersetzen. Das ganze sieht dann so aus:
Die Touristen wollen meistens zur Bastei oder zur Felsenbühne (hier werden tolle Indianer-Stücke von Karl Mai aufgeführt) – richtig mutige finden hier einige Klettersteige, die allerdings wirklich nur für geübte Kletterer mit Sicherung und Erfahrung gedacht sind. Hier gibt es keinen Platz für Fehler.
Alles in allem ist diese Region nur wärmsten zu empfehlen. Mir hat es hier sehr gut gefallen und vielleicht komme ich in 10 Jahren ja noch einmal hier hoch und erzähle wie toll es damals war und an was ich mich so erinnere.